In kleinen Schritten in der Tabelle aufwärts

„Sehr gute Thermik“, meldete der Wetterbericht für die Segelflieger vor Beginn der achten Bundesligarunde. Dies motivierte immerhin sechs Bayreuther Piloten, einen schnellen Flug zu planen. Skeptisch machte dann doch die lang andauernde Regenperiode bis in den Freitag Nachmittag. Tatsächlich entsprachen die Aufwindbedingungen am Samstag überhaupt nicht der Vorhersage. Zu nass war der fränkische Boden. Die Sonne musste erst einmal das ganze Wasser verdunsten lassen, bevor sich die angesagten thermischen Verhältnisse ausbilden konnten. Noch am späten Nachmittag fanden die Piloten dann Wolken vor, die keinerlei Aufwind anzeigten, sondern nur aus kondensierten Nebeltröpfchen bestanden.

Die Taktik war deshalb, dass die Piloten sich auf möglichst viele Himmelsrichtungen verteilten. Dadurch minimiert die Mannschaft das Risiko, dass sich das ganze Team in einer schlechten Gegend aufhält und eventuell komplett ausfällt. Deshalb führte der Flugweg des zuerst gestarteten Johannes Baier Richtung Oberpfalz, gefolgt von Frederik Köhne, der über dem Erzgebirge sein Glück versuchte und dem bald Wolfgang Clas folgte. Friedhelm Lotte und Heiko Hertrich flogen dagegen direkt nach Westen, um zu testen, wie die weniger vom freitäglichen Regen betroffenen Gebiete in Unterfranken funktionieren würden.

Als Letztem blieb für Sebastian Baier der Thüringer Wald übrig. In den ersten Flugstunden meldete kein Pilot signifikant bessere Bedingungen als in den anderen Richtungen. Alle taten sich schwer, aus den Wolken die besten Aufwinde zu lesen. Zu wechselhaft war es von Aufwind zu Aufwind. Oft mussten die Piloten mit einem halben Meter pro Sekunde Steigleistung zufrieden sein, dann konnte aus heiterem Himmel plötzlich wieder über drei Meter pro Sekunde erreicht werden.

Wegen dieser inkonstanten Verhältnisse konnte es auch sehr leicht vorkommen, dass ein Pilot gezwungen war, tief über dem Boden nach einer geeigneten Außenlandewiese Ausschau zu halten.

So ist es Hertrich passiert, als er auf seinem Rückflug von Bad Kissingen kommend, doch noch versuchte, den Thüringer Wald zu erreichen. Sebastian Baier hatte von dort inzwischen einige gute Aufwinde über Funk gemeldet. Tief über Sonneberg konnte Hertrich keinen guten Aufwind mehr finden und gerade noch die Außenlandung vermeiden. Die bis dorthin erreichte gute Schnittgeschwindigkeit war allerdings nicht mehr zu halten. Immerhin erreichte er nach einiger Anstrengung wieder der Heimatflugplatz auf dem Bindlacher Berg.

Johannes Baier ging es ähnlich. Nachdem ihm die Oberpfalz kein Vergnügen bereitete, beschloss er seinem Neffen in den Thüringer Wald zu folgen. Ähnlich wie Hertrich musste auch Baier mit schwachen Aufwinden vorliebnehmen und konnte ebenfalls keinen schnellen Flug für die Teamwertung beisteuern. Köhne meldete plötzlich, dass es 100 Kilometer entfernt von Bayreuth im Erzgebirge immer besser zu werden scheint. Deshalb setzte er seinen Flug nach Osten fort und konnte eine recht gute Geschwindigkeit von über 100 km/h über mehrere Stunden erzielen. Leider überzog er den Geschwindigkeitsrausch etwas, flog zu weit nach Osten, bevor er umdrehte und schaffte dann den Rückweg gegen den Wind nicht mehr ganz bis Bayreuth. Kurz vor dem Zielkreis mit 15 km Radius um Bayreuth, der unbedingt für eine gültige Wertung wieder erreicht werden muss, zündete Köhne in niedriger Höhe seinen kleinen Hilfsmotor, um die letzten fehlenden Höhenmeter zu erklimmen, so dass der Bayreuther Flugplatz im Gleitflug erreicht werden konnte. Da ein Einsatz des Motors wie eine Außenlandung gewertet wird, konnte der bis dorthin schnelle Flug von Köhne nicht gewertet werden.

Zum Glück konnten die verbliebenen drei Bayreuther eine gültige Wertung erzielen. Lotte, der nach der Wende im Westen südlich an Bayreuth vorbei bis zum tschechischen Grenzübergang bei Waidhaus mit Rückenwind fliegen konnte, erzielte 89,0 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit über die Bundesliga-Wertungszeit von 2:30 Stunden. Clas, der rechtzeitig im Erzgebirge umgekehrt war und noch einen Teil des Thüringer Waldes nutzen konnte, steuerte 92,8 km/h zur Mannschaftsleistung bei. Als schnellster Bayreuther trug sich diesmal Sebastian Baier mit guten 101,9 km/h in die Liste ein.

Da der Sonntag keine schnellen Flüge mehr ermöglichte, reicht der Bayreuther Mannschaft die Summe von 283,7 km/h zu einem 14. Rundenplatz und weiteren 7 Punkten für das Tabellenkonto. Sieger dieser Runde wurden die Alpenflieger aus Königsdorf (321,3 km/h), knapp gefolgt von Rinteln (320,2) und Schwandorf (319,5). Damit kann der Doppelmeister aus Rinteln den Vorsprung weiter ausbauen und führt nun die Saisonwertung zur Halbzeit mit 122 Punkten an. Königsdorf kann sich mit 108 Punkten auf Platz 2 schieben, vor dem FSC Odenwald/Walldürn mit 105 Punkten. Bayreuth verbessert sich um weitere zwei Ränge auf Tabellenplatz 16 und weist nun 54 Punkte auf.

Auch international gelingt der Luftsportgemeinschaft mit Rundenplatz 30 und den dafür erzielten 11 Punkten eine Verbesserung um 2 Plätze auf Rang 36 mit nunmehr 68 Punkten. Erneut können die US-amerikanischen Vereine die Runde gewinnen und sich in der World-League-Tabelle weiter von den Hauptkonkurrenten aus Deutschland absetzen. Der Minden Soaring Club aus Nevada führt nach dem sechsten Rundensieg in Folge mit 306 Punkten nun schon 82 Punkte vor Rinteln. Platz drei besetzt die Soaring Society of Boulder (Colorado) mit 182 Punkten, vor Königsdorf (152).