Zweiter Tagessieg für Jan-Frederic Müller

Segelfliegen. Bei den Deutschen Segelflug-Meisterschaften gelang Jan-Frederic Müller vom LSV Homberg / Ohm der zweite Tagessieg am fünften Wertungstag. In der Doppelsitzerklasse hatte er bei der variablen Aufgabe die bete Strategie. Die anderen beiden Klassen hatten klassische Rennaufgaben. Hier errangen Markus Frank (LSR Aalen, Offene Klasse) und Thomas Kuhn (AC Ansbach, 18-m-Klasse) den Tagessieg. Dabei mussten Teil der 18-Meter-Klasse bis in den Abend hinein fliegen und um die letzten Aufwinde kämpfen.

Das Wetter hatte gegenüber den vorherigen Tagen etwas nachgelassen, war letztlich auch etwas schlechter als morgens erwartet. Vor allem die südliche Oberpfalz und der Einstieg in den Bayerischen Wald erwiesen sich als nicht so gut wie vorhergesagt.

Die Offene Klasse hatte die kürzeste Aufgabe, da sie in der Startreihenfolge hinten stand. Auf 261,6 km ging es über Bad Staffelstein, Waischenfeld, Erbendorf und Oberviechtach zurück nach Bayreuth. Zur Abwechslung hatte einmal nicht das Weltmeister-Team Levin / Sommer die Nase vorn, sondern der Europameister von 2011 Markus Frank (LSR Aalen) mit 93,94 km/h. Am Vortag war er noch Tagesletzter, da er nach zwei Dritteln der Strecke den Hilfsmotor zünden musste.

Der zweite Platz ging an Altmeister Bruno Gantenbrink (LSV Ruhr-Lenne Iserlohn 15-m-Klasse Weltmeister von 1989) mit 89,22 km/h. Rang drei ging an Martin Knops (LSG Langenfeld Erbslöh), Kolumnist des Luftfahrt-Portals flieger.news. Da ist also noch ein schöner eigener Bericht über den Podestflug zu erwarten.

Damit war das Führungsduo mit Fünffach-Weltmeister Michael Sommer (LSV Regensburg) und dem amtierenden Weltmeister Felipe Levin (LSV Homberg / Ohm) erstmals auf dieser DM nicht auf dem Siegertreppchen vertreten. Sie folgten punktgleich auf Platz 5 und behielten damit auch ihre punktgleiche Führung.

Der LSV Homberg / Ohm konnte dennoch einen Tagessieg verbuchen, nämlich in der Doppelsitzerklasse. Die „DoSis“ hatten am Freitag eine variable Aufgabe mit den Wendepunkten Viechtach Bahnhof (Radius 20 km) und Flossenbürg Kirche (Radius 20 km) zu fliegen. Sie konnten von Glück sagen, dass sie vor allem den Wendepunkt Viechtach nicht als solchen ansteuern mussten, denn das Chamer Becken entwickelte sich zu einem echten Hindernis, wo viele keine Aufwinde mehr fanden. Daher haben fast alle Piloten den Viechtacher Kreis nur angekratzt und haben dann gewendet. Jan-Frederic Müller hat diese Aufgabe mit 91,15 km/h und 229,12 km am besten gemeistert und damit den zweiten Tagessieg für sich und den vierten für seinen Verein erflogen. Ihm folgten Lars Hagemann (Airbus SFG Bremen) und Kai Lindenberg (FCS Aschaffenburg). Lindenberg übernahm damit auch die Gesamtwertung der Doppelsitzerklasse. Die bisherigen Führenden Laurenz Theisinger und Martin Theisinger (beide DJK Landau) landeten dieses Mal nur auf den Plätzen 18 und 19 und verloren damit in der Gesamtwertung jeweils einen Platz.

Die 18-m-Klasse hatte ganz besonders mit dem Wetter zu kämpfen. Meteorologe Bernd Fischer hatte schon „Selektives Wetter“ als Überschrift für diesen Text vorgeschlagen. Ihre Aufgabe Neudrossenfeld – Ebern – Heiligenstadt – Windischeschenbach – Konzell – Bayreuth (370,2 km) führt ausgerechnet zum Schluss genau in die Gegend. Konzell liegt 15 km westlich von Viechtach im vorderen Bayerischen Wald – und die 18-Meter mussten mit der klassischen Rennaufgabe diesen Punkt als solchen anfliegen. Damit hatten sie zwei Mal das Chamer Becken zu überqueren.

Besonders diejenigen, die spät abgeflogen sind, kamen entsprechend spät in Konzell an – und hatten dann den Rückweg nach Bayreuth vor sich. Insgesamt 26 der 38 Teilnehmenden haben die Strecke nicht geschafft, haben entweder unterwegs ihren Motor gestartet oder sind auf Flugplätzen entlang der Strecke gelandet.

Ein Pilot hat eine klassische Außenlandung auf einer Wiese gemacht – früher bei Streckenflügen ganz normal, heute eine Rarität, bei der man aufpassen muss, dass keine übertriebenen Schlagzeilen entstehen. Denn von der Konstruktion her können Segelflugzeuge eine Landung auf dem Acker oder einer Wiese grundsätzlich problemlos aushalten. Die Bodenmannschaft kommt dann mit einem Anhänger und fährt Flugzeug und Pilot nach Hause. Der Flug wird ganz regulär mit den geschafften Kilometern gewertet.

Zwölf Piloten haben es dennoch geschafft, die Aufgabe regulär zu umrunden. Der schnellste von ihnen, Thomas Kuhn (AC Ansbach, 93,33 km/h) ist als Vorsitzender der Segelflugkommission des Luftsport-Verbandes Bayern und Breitensportbeauftragter der Bundeskommission als Funktionär aktiv, ist aber auch seit langem ein Stammgast der Wettbewerbe in Bayreuth. Kuhn gewinnt mit dem Tagessieg elf Plätze ind er Gesamtwertung und liegt nun auf Rang 25. Auf den Plätzen folgen als Tageszweiter Simon Schröder (SFV Bad Wörishofen) mit 92,63 km/h, der damit seine Gesamtführung verteidigen kann und Matthias Sturm (LSV Schwarzwald) mit 90,30 km/h, der als Gesamtzweiter die Verfolgung von Schröder damit fortsetzt.

Den Höhepunkt des Tages lieferte Dirk Windmüller vom SFC Schwäbisch Hall. Im Livetracking unter weglide.org war auf der Karte zu verfolgen, wie er am frühen Abend immer noch mit den letzten Aufwinden kämpfte, um ohne Motorhilfe wieder nach Bayreuth zu kommen. Um 19:46 Uhr erwischte er über dem Weidener Wald den letzten Aufwind, der ihn nochmal auf 1.900 m über dem Meeresspiegel brachte und damit auf die nötige Höhe für den Anflug auf Bayreuth. Um 20:06 Uhr überflog er den Zielkreis. Nach der Landung um 20:10 Uhr tickerte die Wettbewerbsleitung auf der DM-Website „Laut Live-Tracking haben wir den Himmel jetzt leer geflogen.“ Mehr auch im Internet unter www.dm-segelflug.de.