Michael Sommer siegt in der Offenen Klasse, Simon Schröder in der 18-Meter-Klasse und Laurenz Theisinger in der Doppelsitzerklasse
Segelfliegen. Nach zehn Wertungstagen ist die Deutsche Segelflug-Meisterschaft in Bayreuth am Samstag, 10. Juni mit der Siegerehrung zu Ende gegangen. Nach jeweils zehn Wertungsflügen setzten sich in zwei Klassen die Favoriten durch, während in der Doppelsitzerklasse ein junger Teilnehmer alle anderen auf die Plätze verwiesen hat. Der 26-jährige Laurenz Theisinger aus Landau gewinnt die Doppelsitzerklasse, Fünffach-Weltmeister Michael Sommer die Offene Klasse und Standardklasse-Weltmeister Simon Schröder obsiegt in der 18-Meter-Klasse.
Am Freitag gab es noch einmal schnelle Rennaufgaben Richtung Vogtland und Thüringer Wald: Die Offene Klasse musste über Flossenbürg, Schöneck und Bad Liebenstein eine 397,30 km lange Aufgabe bewältigen. Zum vierten Mal und zum dritten Mal in Folge ging Holger Karow (FG Wolf Hirth & LSV Landshut) mit 130,56 km/h daraus als Tagessieger hervor, mehr als fünf km/h schneller als der Zweitplatzierte amtierende Weltmeister Felipe Levin (LSV Homberg / Ohm). Damit zog Karow, Weltmeister von 1999 und 2003, nach Tagessiegen mit dem neuen Deutschen Meister Michael Sommer (LSV Regensburg) gleich. Doch Karows schwache Platzierung am zweiten Wertungstag sorgte dafür, dass es für ihn in der Gesamtwertung nur zu Rang fünf reichte.
Damit konnte er am letzten Tag zumindest Uwe Förster von der LSG Bayreuth überholen, der am Freitag zwar nochmal Tagesfünfter wurde, aber durch Karows Husarenritt auf Gesamtrang sechs abrutschte.
Das Weltmeister-Duo Sommer / Levin, das schon seit Jahren eng im Team fliegt, hat auch am letzten Tag gehalten. Levin wurde mit zwei Sekunden weniger als Sommer Tageszweiter und erhielt dafür einen Punkt mehr, aber die rund 50 Punkte Rückstand, die sich Levin am siebten Wertungstag zugezogen hat, blieben letztlich ausschlaggebend. Allerdings haben die beiden während der DM auch öffentlich kundgetan, dass ihnen die gemeinsame WM-Qualifikation wichtiger ist, als die Frage, wer von ihnen den Deutschen Meistertitel bekommt. Der Deutsche Aero-Club kann sich somit glücklich schätzen, ein eingespieltes Team auf diesem Weltklasse-Niveau zur WM entsenden zu können.
Michael Sommer kann sich somit in Bayreuth seinen sechsten Deutschen-Meister-Titel nach 2005, 2007, 2011, 2013 und 2019 sichern.
Die 18-Meter-Klasse bekam am letzten Wertungstag die Wendepunkte Klingenthal und Schmalkalden (327,81 km). Stefan Langer (SFG Donauwörth-Monheim) konnte sich mit 126,39 km/h den Tagessieg vor Tobias Breithaupt (LSV Schwarzwald-Baar) sichern. Langer rückte dadurch im Gesamtklassement auf Rang zwei vor und darf nun zur WM fahren. Der Gesamtführende Simon Schröder hat aufgrund seines großen Vorsprungs etwas weniger gepowert und mit einem fünften Tagesplatz mit 120,46 km/h für seine Verhältnisse eher gemütlich den Gesamtsieg heimgeschaukelt. Angesichts von 400 Punkten Vorsprung stand dieser am Freitag allerdings schon nicht mehr richtig zur Debatte. Für Simon Schröder ist es der erste Deutsche Meister-Titel, obwohl er als amtierender Weltmeister einer anderen Klasse angetreten ist.
In der Doppelsitzerklasse blieb es bis zuletzt etwas spannender, da die Piloten in der Spitze näher beisammen lagen und die vorherigen Tagesergebnisse mehr Aufs und Abs der einzelnen Piloten aufwiesen. Für die Doppelsitzer ging es auf dem letzten Wertungsflug nach Adorf im Vogtland und Suhl im Thüringer Wald (264,58 km).
Mit Johannes Broering von der LSG Bocholt ging aus diesem Rennen jemand als Tagessieger hervor, der bislang noch nicht auf dem Siegertreppchen stand. Kai Lindenberg (FCS Aschaffenburg) kam noch einmal auf einen zweiten Tagesplatz und befand sich damit in einer guten Position um die Spitze noch einmal anzugreifen, die er bereits einen Tag lang inne hatte. Ab dem sechsten Tag hatte Laurenz Theisinger von der DJK Landau die Spitze inne und konnte sie auch tatsächlich verteidigen: Ein fünfter Tagesplatz mit 98,94 km/h ließ auch hier nichts mehr anbrennen. Sein Onkel Martin Theisinger (ebenfalls DJK Landau) konnte mit einem dritten Tagesplatz den zweiten Gesamtrang absichern und somit zieht die Familie Theisinger mit zwei Doppelsitzer-Teams in die neue Nationalmannschaft ein.
Für Laurenz Theisinger ist es der erste Deutsche Meistertitel, sein Co-Pilot und Vater Georg Theisinger hat es bereits drei Mal in der 15-Meter-Klasse geschafft (2005, 2007 und 2009).
Erfreulich ist auch das Abschneiden der drei Pilotinnen bei dieser DM: Natalie Lübben (FCC Berlin) kommt auf Rang 11 von 22 in der Offenen Klasse, Angelika Mayr (SFG Ostheim) auf Gesamtrang 9 von 29 in der Doppelsitzerklasse und Katrin Senne (FSV Sindelfingen), schon zwei Mal Frauen-Weltmeisterin, schafft durch einen vierten Gesamtplatz in der 18-Meter-Klasse den Sprung in die Nationalmannschaft dieser Klasse. Im Segelflug gibt es zwar in einigen Wertungsklassen Frauen-Wettbewerbe, aber keine expliziten Männer-Wettbewerbe, und dass Senne nun in die bislang von männlichen Piloten besetzte allgemeine Nationalmannschaft einzieht, unterstreicht, dass die Pilotinnen die harte Nationalmannschafts-Auswahl über die Deutschen Meisterschaften souverän bestehen können.
Bundestrainer Wolli Beyer ernannte am Ende der Siegerehrung auch sogleich die Mitglieder der neuen Nationalmannschaft. Diese besteht in der Offenen Klasse aus Michael Sommer (LSV Regensburg), Felipe Levin (LSV Homberg/Ohm) und Oliver Binder (SFG Ostheim). Levin darf nun sowohl auf die Europameisterschaft als auch als Titelverteidiger auf die Weltmeisterschaft. In die Nationalmannschaft der 18-Meter-Klasse wurden Simon Schröder (SFV Bad Wörishofen), Stefan Langer (SFG Donauwörth-Monheim), Matthias Sturm (LSV Schwarzwald) und Katrin Senne (FSV Sindelfingen) aufgenommen. In der Doppelsitzerklasse dürfen nun Laurenz Theisinger mit seinem Co-Piloten Georg Theisinger, Martin Theisinger mit seinem Co-Piloten Yannik Frey (alle DJK Landau) und Andreas Hillebrand (Hamburger AC Boberg) mit Co-Pilot Josef Meyer die deutschen Farben international vertreten.
Mehr auch im Internet unter www.dm-segelflug.de.