Matthias Greiner aus Bad Nauheim gewinnt dritten Wertungstag der Fichtelglide
„Blauthermik“ steht bei Segelfliegern für Aufwinde, die an ihrem oberen Ende keine Wolken bilden, die Luft steigt also in den blauen Himmel. Eine solche Wetterlage beschäftigte die Pilotinnen und Piloten der Fichtelglide am Donnerstag. Mit einer variablen Aufgabe zwischen Thüringer Wald und Oberpfalz ist die Wettbewerbsleitung diesem Phänomen begegnet. Matthias Greiner aus Bad Nauheim konnte sie schließlich am besten lösen, die Gesamtwertung führt weiterhin Julius Lübstorf von der Akaflieg Frankfurt an.
Solche Blauthermik-Aufwinde sind deutlich schwerer zu finden, als Aufwinde, über denen eine schöne Cumulus-Wolke steht. Blauthermik tritt vor allem dann auf, wenn die Luft trocken ist, die Luftfeuchtigkeit also zu gering ist, um in der Höhe zu kondensieren. Deswegen ist Blauthermik aber nicht unbedingt schwächer und prinzipiell können Segelflieger bei solchen Wetterlagen auch Strecken fliegen.
Sportleiter Frederik Köhne wählte für dieses Wetter das Mittel der variablen Aufgabe. Bei dieser können die Teilnehmer ihre Wendepunkte innerhalb von festgelegten Gebieten frei wählen, gewertet werden am Ende sowohl die erreichte Geschwindigkeit als auch die tatsächlich geflogene Strecke. Erreichen mussten die Pilotinnen und Piloten einen Kreis mit 25 km Radius um Lauscha im Thüringer Wald, einen Kreis mit ebenfalls 25 km Radius um Tirschenreuth in der Oberpfalz und einen weiteren Kreis mit 20 km Radius um Hollfeld in der Fränkischen Schweiz. Rechnerisch wären damit Strecken zwischen 127,82 und 399,35 km erreichbar gewesen, bei 2,5 Stunden Mindestdauer.
Um einzuschätzen, wann das Wetter ein ganzes Wettbewerbsfeld trägt, mussten zunächst drei Flugzeuge starten und per Funk die Thermikverhältnisse durchgeben. Als die Aufwinde bis in ca. 1.000 m über dem Flugplatz reichten und eine Stärke von einem Meter pro Sekunde überschritten, gab Köhne das Startsignal für das restliche Feld.
Nachdem alle in der Luft waren, konnte Köhne um 14:20 Uhr das virtuelle Abflugtor über Bad Berneck freigeben. Die meisten Teilnehmer haben sich auch zügig auf den Weg gemacht, da die Wettervorhersage ein Thermikende für siebzehn Uhr vorhergesagt hat, genau passend zu den 2,5 Stunden Mindestdauer.
Vor allem der Rückweg aus dem Thüringer Wald gestaltete sich aber für die meisten als Durststrecke. Im Live-Tracking waren viele Teilnehmer zu sehen, die tief aufs Fichtelgebirge zu geflogen. Am Flugplatz rechnete das Team schon mit vorzeitigen Landungen ohne den Oberpfälzer Teil der Aufgabe. Doch der Umstand, dass der größte Teil des Feldes eng beisammen war, sorgte schließlich dafür, dass das Feld die wenigen guten Aufwinde im Vorfeld des Fichtelgebirges finden und gemeinsam wieder steigen konnte. Dieser Schwarm streifte schließlich die beiden Wertungskreise um Tirschenreuth und Hollfeld nur am äußersten Rand.
Entsprechend eng getaktet kam das Feld somit schließlich auch zur Landung. Eine einzige Teilnehmerin kam vorzeitig ohne vollständige Strecke, alle anderen um gegen fünf Uhr. Jürgen Schuster (AC Ansbach) war um vier Minuten vor fünf der erste Pilot mit vollständiger Wertung; der Tagessieger vom Vortag, Andreas Friedel aus Cloppenburg kam kurz danach. Zwischen 17 Uhr und zehn nach fünf kam dann mehr als die Hälfte der Teilnehmer. Bis 17:35 Uhr zogen sich noch die letzten Nachzügler. Drei Teilnehmer haben den Flugplatz nicht mehr erreicht und mussten schließlich auf einem Acker außen landen.
Mit 211,1 km und 83,31 km/h konnte Matthias Greiner vom AC Bad Nauheim diese variable Aufgabe schließlich für sich entscheiden. Julius Lübstorf von der Akaflieg Frankfurt mutiert mit 210,98 km und 82,40 km/h zum „ewigen Tageszweiten“ dieses Wettbewerbs (bereits der dritte Silberpodestplatz), führt damit aber die Gesamtwertung weiterhin an. Dritter wurde der Tagessieger vom Vortag, Andreas Friedel aus Cloppenburg mit 203,19 km und 81,20 km/h, der in der Gesamtwertung nun auf Rang drei steht, gefolgt von Tagessieger Greiner.