Segelflieger kämpfen gegen schwaches Wetter
Segelfliegen. Gleich zu Beginn der Bundesligasaison mussten sich die Piloten der Luftsportgemeinschaft Bayreuth mit den Wetterkapriolen auseinandersetzen. So waren alle vier Ostertage, von Karfreitag bis Ostermontag, von kaltem und starkem Nordostwind geprägt. Die Aufwinde entwickelten sich entgegen der Vorhersage nur mäßig und die Ergebnisse wurden entsprechend.
Zudem ist das einst so erfolgreiche Team empfindlich geschrumpft: Gegenüber den Weltmeisterjahren fehlen vor allem die beiden Verstorbenen Andreas Baier und Wolfgang Clas. Somit wird es für die Bayreuther immer schwieriger, drei schnelle Wertungen zusammen zu bekommen.
Teamkapitän Heiko Hertrich spricht bereits davon, dass das Ziel in den nächsten Jahren sei, solange nicht abzusteigen, bis der Nachwuchs wieder eine volle Mannschaftstärke gewährleisten kann.
Mit diesem Hintergrund gingen die Piloten in die erste Runde der neuen Bundesligasaison, die am Ostersamstag eröffnet wurde. Allerdings konnten nur Sebastian Baier und Heiko Hertrich vom Bayreuther Flugplatz aus kurze Flüge unternehmen. Nach jeweils einer Stunde zollten beide dem Starkwind Tribut, der einfach keine gute Thermikentwicklung zuließ.
Einzig Johannes Baier gelang nach einem Start in Rudolstadt ein halbwegs annehmbarer Flug, der immerhin 56,5 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit über die 2:30 Stunden lange Wartungszeit einbrachte. Damit war in der eng umkämpften 1. Liga kein Blumentopf zu gewinnen.
Deshalb brauchte es am Sonntag noch mindestens zwei weitere Flüge für die Wertung, damit die Mannschaftstärke von drei Piloten voll gewertet werden konnte. Wieder war Heiko Hertrich am Start, der zusammen mit Friedhelm Lotte die Aufwindwolken in Richtung Erzgebirge ausprobieren wollte. Leider machte zuerst wieder der kalte Wind einen Strich durch die Rechnung. Beide Piloten schafften es nicht, bei einem ersten Startversuch genügend Aufwind zu finden. Da das vorhergesagte Thermikende um 17:30 Uhr einen letztmöglichen Start um 15:00 Uhr verlangte, um die volle Wertungszeit nutzen zu können, mussten sie beim zweiten Versuch mehr riskieren. Zum Glück wurden die Aufwinde etwas stärker und zuverlässiger. Vorsichtig und mit steigender Höhe gelangten Hertrich und Lotte ins Fichtelgebirge. Nach einigen Versuchen konnten sie die Segler endlich Richtung Selb steuern. Die Flugbedingungen wurden dort immer besser, so dass das Erzgebirge als Ziel in Reichweite kam.
Schon von Weitem konnten die Piloten eine gute Aufwindstraße erkennen. Cumuluswolken zeigten starke Thermik an. Zudem stieg auch die mittlere Flughöhe auf fast 2.000 Meter über Grund an. Ein solches Wetter erfreut das Herz eines jeden Segelfliegers! Leider zeigte sich, dass östlich des Großen Fichtelbergs schon wieder schwächere Aufwinde zu erwarten waren. Deshalb wendeten sie ihre Flieger und flogen zurück nach Bayreuth. Beide Piloten konnten gerade so ihre 2:30 Wertungsstunden voll bekommen. Hertrich brachte eine Wertung von 79,9 und Lotte 78,1 km/h nach Hause.
Später startete auch noch Sebastian Leber mit dem Leistungsdoppelsitzer des Vereins, in den er gerade neu eingewiesen wurde. Sein Flugweg führte ihn über Fichtelgebirge und Fränkische Schweiz. Immerhin konnte Leber so noch 57,5 km/h für die Mannschaftswertung beisteuern und sich über seine allererste Wertung für einen Bundesligaflug freuen.
Leider reichen die erzielten 215,5 km/h aus den Flügen von Hertrich, Lotte und Leber nur für einen 18. Rundenplatz und 3 Punkte von maximal 20 für die Tabellenwertung. Hier wird schon deutlich, dass die LSG-Mannschaft zurzeit einfach zu wenige Piloten hat. Nur ein weiterer Flug in der Größenordnung von Hertrich und Lotte hätte sofort den 10 Rundenplatz und 11 Punkte erbracht! Alle direkten fränkischen Konkurrenten würden hinter Bayreuth liegen. So können sich der Aufsteiger Aeroclub Weiden mit 233,0 km/h, der AC Ansbach (230,3), die Segelfluggruppe Steinwald aus Erbendorf (221,3) und der AC Lichtenfels (219,7) vor Bayreuth platzieren.
Den Rundensieg holt das Segelflugzentrum Königsdorf (342,9 km/h) mit schnellen Flügen über den Alpen und unterstreicht als Vizemeister 2021 seine Titelambitionen für die neue Saison. In der World-League kommt Königsdorf allerdings nur auf Rundenplatz 3, weil der amerikanische Titelverteidiger Minden Soaring Club aus Nevada die Rocky Mountains etwas besser nutzen kann.
Den Vogel schießt aber der LSV Schwarzwald-Baar ab, der in Deutschland bisher nur in der Qualifikationsliga, quasi der dritten Liga, fliegt. Mit drei superschnellen Flügen von ihrem österreichischen Fluglager-Startplatz Lienz in Tirol legen die Piloten 390,6 km/h vor und gewinnen die erste Runde der Weltliga souverän.
Auch der Bayreuther Alexander Müller fliegt zurzeit in Lienz und steuert ebenfalls 109,3 km/h für die Bayreuther Wertung bei. Damit kann Bayreuth mit 267,3 km/h auch weltweit den 18 Rundenplatz besetzen, für den es in der World-League 23 Punkte von maximal 40 gibt.