LSG Bayreuth erreicht in letzter Bundesliga-Runde Tabellenplatz 15, Weltliga Platz 40
Im Schlussspurt der Segelflug-Bundesliga gelang der Luftsportgemeinschaft Bayreuth am vergangenen Wochenende noch der Sprung in die vordere Tabellenhälfte. Ein wiederum mühsam erkämpfter zwölfter Rundenplatz mit neun Punkten reichte für den Sprung auf Tabellenplatz 15 von 30. Damit können die sonst so erfolgsverwöhnten Bayreuther Segelflieger einen Schlussstrich unter eine nicht zufrieden stellende Saison ziehen.
Das Wetter erlaubte nur am Samstag Wertungsflüge. Nachdem sich bis zum Mittag zunächst die abschirmende Schichtbewölkung auflösen musste, um genug Sonnenstrahlen für die Entstehung von Aufwinden durchzulassen, konnten die vier startbereiten Piloten loslegen. Georg Baier ging als erster an den Start, dicht gefolgt von Friedhelm Lotte und Heiko Hertrich. Mit etwas Abstand folgte Marian Habryka.
Während eigentlich der Bayerische Wald als beste Gegend des Tages vorhergesagt war, schien der Weg von Bayreuth aus nach Südosten zu dem Zeitpunkt nicht einladend. Die drei Piloten des ersten Schwungs entschieden sich daher für einen Beginn Richtung Frankenwald.
Während Georg Baier seinen Flugweg direkt Richtung Thüringer Wald, bis an die ICE-Strecke Bamberg – Erfurt, verlängerte, orientierte sich Lotte eher am Main, um den Mittelgebirgskamm dann Richtung Ludwigsstadt zu queren, um sich anschließend nach Osten bis ins Vogtland vorzukämpfen. Von dort ging es für ihn ebenfalls Richtung Thüringer Wald bis zur ICE-Strecke.
Georg Baier kam ihm dabei quasi entgegen, er flog vom Thüringer Wald ebenfalls bis Oelsnitz im Vogtland und von dort in einem großen Bogen über Nordhalben und Kronach wieder heim zum Bindlacher Berg.
Friedhelm Lottes Flugweg erwies sich dabei in der Liga-Wertung als etwas besser, mit 86,61 km/h führt er das Bayreuther Trio des Wochenendes an, Georg Baier kommt auf 75,80 km/h.
Heiko Hertrich entschied sich für eine Wende kurz vor Sonneberg und wollte von dort aus schauen, ob die vorhergesagten besseren Verhältnisse in der Oberpfalz im Verlauf des Nachmittags eintreten würden. Vielfach steuerte er Wolken an, unter denen der erwartete Aufwind nicht zu finden war. So hat er letztlich bei Windischeschenbach wieder Kurs auf Bayreuth genommen. 70,27 km/h ergab dieser Flug am Ende für ihn.
Mit der Summe von 232,68 km/h kamen die Bayreuther letztlich auf Rundenplatz zwölf. Rundensieger wurde die Fliegergruppe Wolf Hirth aus Kirchheim unter Teck, die allerdings auch nur zwei Flüge über 100 km/h beisteuern konnte, obwohl die Schwäbische Alb nochmals deutlich besser vorhergesagt war, als der nordbayerische Raum.
In der Bundesliga-Tabelle hat diese letzte Runde nur noch geringe Verschiebungen gebracht: Titelverteidiger Rinteln stand schon seit dem letzten Wochenende als Deutscher Meister fest, Die Alpenflieger vom Segelflugzentrum Königsdorf konnten ihren Vizemeistertitel mit einem vierten Rundenplatz absichern und sind nun der beste bayerische Club. Dritter wurde der FSC Odenwald Walldürn vor der hoch motivierten SFG Steinwald aus Erbendorf. Nachdem Aufstieg 2019 ist die „Holzmedaille“ ein Riesenerfolg für die Oberpfälzer.
Einer der Verlierer der letzten Runde waren die mit nur zwei Flügen gewerteten Bamberger. Von Tabellenplatz 14 auf 16 zurückzufallen, bedeutete für die Nachbarn auch das Nachsehen im Vergleich mit Bayreuth. Da auch der AC Lichtenfels am Ende nur Rang 19 erreichte, ist die LSG am Ende zumindest bester oberfränkischer Verein. Bei dem oberfränkischen Triell wird es auch erstmal bleiben: Das SFZ Ottengrüner Heide aus Helmbrechts hat als achter der zweiten Bundesliga den Wiederaufstieg knapp verpasst; als dritter kommt allerdings der AC Weiden erstmals ins Oberhaus, so dass die Oberpfalz dann auch drei erstklassige Teams hat.
Elf Bayreuther Piloten haben im Laufe der Saison zu dieser Leistung beigetragen: Neben Georg Baier, Lotte und Hertrich waren dies Sebastian und Johannes Baier, Wolfgang Clas, Marian Habryka, Frank Hegner, Otto Hofmann, Frederik Köhne und Alexander Müller. Heiko Hertrich war dabei mit sieben Wertungen (plus drei reinen World-League-Wertungen mit Startplatz in Frankreich) der herausragende Pilot, gefolgt von Friedhelm Lotte mit sechs, sowie Sebastian und Georg Baier mit jeweils fünf in die Wertung eingeflossenen Flügen.
Der dreimalige Meister kann auf diese Saison trotzdem nicht stolz sein: Platz fünfzehn ist zwar nicht die schlechteste Platzierung der LSG, aber ein Platz deutlich jenseits des Durchschnitts der letzten Jahre. Die frühere Stärke der LSG, eine breit aufgestellte, erfahrene Mannschaft, ist nach dem Tod des langjährigen Teamkapitäns Andy Baier und dem Kürzertreten einiger älterer Piloten nicht mehr vorhanden. Darüber können auch alle coronabedingten Besonderheiten dieses Jahres nicht hinwegtäuschen.
Insofern markiert diese Saison auch eine kleine Zeitenwende am Bindlacher Berg: Die Erfolge des letzten Jahrzehnts wird es so schnell nicht mehr wieder geben. Andererseits zeigt diese Saison, dass auch das aktuell aktive Team in der ersten Bundesliga mithalten kann, sogar bei einem für hiesige Verhältnisse miserablem Wetter über die gesamte Saison hinweg.
Auch im internationalen Vergleich reicht es noch unter die besten 5% aller Liga-Teams: Zwar gab es für den 51. Rundenplatz in der Weltliga nur einen Punkt, am Ende steht aber immerhin Tabellenplatz 40 von 958. Auch hier stand mit dem Minden Soaring Club aus Nevada (USA) der Sieger schon vor der letzten Runde fest. Mit am Ende 106 Punkten Vorsprung vor Rinteln (bei 40 Punkten pro Rundensieg) ist den Amerikanern eine beeindruckende Saison mit elf Rundensiegen bei 15 Runden gelungen. Dritter wurde die Soaring Society of Boulder (Colorado, USA), vor dem SFZ Königsdorf als bestem bayerischen Verein.