Rückschlag auf dem Weg zur Normalität

26.06.2023

Segelflug-Bundesliga-Team kommt nur auf siebzehnten Rundenplatz

Segelfliegen. Drei Flüge knapp unter 100 km/h – das reichte am vergangenen Wochenende für nicht mehr als den 17. Platz in der 1. Segelflug-Bundesliga. Nach dem Aufwärtstrend im Anschluss an die DM-bedingten Nullrunden hat die elfte Runde der LSG Bayreuth einen Dämpfer versetzt – und die Mahnung verdeutlicht, dass die Abstiegsplätze nicht weit weg sind.

Insgesamt zehn Pilotinnen und Piloten haben am vergangenen Wochenende Flüge im Namen der LSG Bayreuth ins Wertungsportal geladen. Für die Bundesliga werden davon die besten drei gewertet.

Das Wetter war an beiden Tagen eigentlich solide, wenn auch immer wieder mit größeren Lücken zwischen den Aufwindgebieten. Am Erfolg versprechendsten erschienen den meisten Bayreuther Piloten Flüge in Richtung Thüringer Wald.

Georg Baier legte seine Route zum Beispiel gleich zwei Mal entlang des Gebirgszuges nach Nordosten. Von Bayreuth aus flog er in die Gegend von Bad Liebenstein, zurück bis Sonneberg und anschließend noch einmal bis fast an die gleiche Stelle bei Bad Liebenstein. In den besten 2,5 Stunden – nur diese werden für die Bundesliga gewertet – kam er zwar auf 106,99 km/h. Da diese aber mit der Leistung des Flugzeugtyps verrechnet werden, ergab das letztlich nur eine Wertung von 98,16 km/h.

Knapp schneller war sein Bruder Johannes, der sich am Samstag zu einer großzügigen Umrundung von Nürnberg entschieden hat. Über Kulmbach, Lichtenfels und die Hassberge blieb er deutlich südlich des Gebirges, wendete bei Hofheim (Unterfranken) und anschließend über dem Kochertal bei Künzelsau, um schließlich vorbei am Fränkischen Seenland in die Oberpfalz bei Nittenau und wieder heim zu gelangen. Mit roh 113,28 km/h war er deutlich schneller als sein Bruder, durch die Verrechnung des Flugzeugtyps lag seine Wertung mit 98,51 km/h allerdings nur noch im Zehntelbereich vor Georg.

Sebastian Leber komplettierte schließlich das Bayreuther Trio in der Liga-Wertung. Ähnlich wie Georg Baier flog auch Leber in die Gegend von Bad Liebenstein, allerdings nur einmal, so dass die gesamte Flugstrecke in die Wertung einfloss. Mit 2:26,5 Stunden Wertungszeiten blieb er sogar noch knapp unter den 2,5 Stunden, womit er 3,5 Minuten bzw. 2,3 km/h praktisch hergeschenkt hat. 96,11 km/h standen für Leber letztlich in der Wertung.

Die Summe der LSG von 292,78 km/h reichte an diesem in weiten Teilen Deutschlands guten Wochenende nur für den 17. Rundenplatz und vier Punkte.

Besonders ärgerlich ist, dass die Nachbarn aus Lichtenfels den Thüringer Wald ungleich besser getroffen haben. Der frühere Bundestrainer Gerd-Peter Lauer kam auf 124,91 km/h, sein gesamtes Team auf 328,75 km/h, was den Rundensieg für Lichtenfels im gleichen Fluggebiet bedeutete.

Beim Vergleich der Flüge von Lauer und Georg Baier fällt in erster Linie auf, dass Baier viel öfter Aufwinde in Kreisen nutzen musste, während Lauer fast ausschließelich Steigen im Geradeausflug mitnehmen konnte. Letztlich waren die Lichtenfelser also zur passenden Zeit am richtigen Ort, während die Bayreuther bedingt durch den anderen Weg zum Thüringer Wald zeitversetzt dort flogen und etwas andere Bedingungen antrafen.

Auch Tabellenführer Straubing musste einen Rückschlag hinnehmen, kam mit 257,61 km/h nur auf einen 25. Rundenplatz und einen Punkt. Die Niederbayern dürfen glücklich sein, dass ihr Verfolger und Titelverteidiger Rinteln mit dem 18. Rundenplatz und 3 Punkten nicht viel besser war. Mit einem 12. Rundenplatz konnten die Schwandorfer dagegen mit Rinteln punktgleich ziehen. Lichtenfels rückt durch den Rundensieg auf Rang sechs vor, gefolgt von der SFG Steinwald aus Erbendorf. Bayreuth fällt um einen Tabellenplatz auf Rang 20 zurück, wobei die FG Wolf Hirth aus Kirchheim unter Teck punktgleich, aber mit etwas höherer Geschwindigkeitssumme, davor liegt. Die Abstiegsplätze rücken für die LSG damit zwar optisch wieder näher, 18 Punkte Abstand bedeuten aber noch keine akute Gefahr.

In der Weltliga konnte Titelverteidiger und Tabellenführer Minden Soaring Club aus Nevada (USA) in der elften Runde den sechsten Rundensieg einfahren. Mehr als 50 km/h Vorsprung auf den Rundenzweiten Boulder, Colorado (USA) lassen keinen Zweifel an der Legitimation dieses Rundensiegs. Als Rundendritter reiht sich allerdings mit 333,44 km/h das SFZ Ottengrüner Heide aus Helmbrechts noch vor Lichtenfels ein. Auf deutscher Ebene sind die Ottengrüner nur in der zweiten Bundesliga.  Auch sie waren zur passenden Zeit am Thüringer Wald. Die LSG Bayreuth kann als 31. der Runde immerhin noch 10 Punkte erringen und verliert damit international ebenfalls einen Rang. Die LSG steht nun auf Rang 24 von 850 der Weltliga.