Start in der zweiten Bundesliga

Auftakt der Segelflug-Ligen

Segelfliegen. Für Bayreuths Segelflieger wird es wieder ernst: Das dritte April-Wochenende markiert alljährlich den Beginn der Segelflug-Ligen. Auch die Bayreuther Segelflieger wollen wieder angreifen. Doch an eines müssen sie sich erst gewöhnen: Sie fliegen nun in der 2. Segelflug-Bundesliga.

Nach über 20 Jahren in der 1. Bundesliga und drei Meistertiteln ist den Piloten der LSG im letzten Jahr knapp und überraschend der Klassenerhalt nicht gelungen. Somit steht für die lange Zeit erfolgreichste Sportmannschaft der Stadt nun ein Neustart in der 2. Bundesliga an.

Bei den Segelflug-Ligen geht es darum, in einem Zeitfenster von 2 Stunden eine möglichst große Durchschnittsgeschwindigkeit bzw. Streckenlänge zu erzielen. Die Piloten müssen dabei Aufwinde und Rückenwinde möglichst gut einschätzen und auch während des Fluges flexibel für die aktuelle Wetterentwicklung bleiben. Gewertet werden schließlich pro Verein die drei besten Piloten eines Wochenendes. Pro Wochenende erhält der schnellste Verein in der 1. und 2. Bundesliga 20 Punkte, in der World League 50, der zweitplatzierte jeweils einen weniger und so fort. Jeder Pilot kann dabei starten, wo er möchte, zur Wertung wird die Aufzeichnung des Flugschreibers ins Internetportal www.onlinecontest.org geladen.

Die Piloten erreichen dabei nicht selten Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 100 km/h über die Wertungszeit. Was mit dem Auto selbst auf der Autobahn nicht selbstverständlich ist, müssen die Segelflieger ganz ohne Motor schaffen, nur getragen von der Kraft der Sonne und der Gleitflugleistung ihrer Flugzeuge. Die Flieger sind hierfür meistens sogar deutlich länger unterwegs, so dass die insgesamt geflogene Strecke häufig zwischen 500 und 1.000 km liegt. Für die Bayreuther ist damit der gesamte süddeutsche Luftraum die Wettkampfarena, ebenso wie die angrenzenden Gebiete Tschechiens, Österreichs und manchmal sogar Polens.

2002, 2015 und 2018 konnten die Bayreuther die 1. Bundesliga gewinnen, 2015 und 2018 auch die World League. Im letzten Jahr folgte dann der Tiefpunkt: In der letzten Runde der Saison scheiterten die Bayreuther um einen Punkt am Klassenerhalt und stiegen in die 2. Liga ab. Doch die Weltliga steht für alle Vereine weltweit offen, somit macht es für die internationale Wertung keinen Unterschied, ob ein Club aus Deutschland in der 1., 2. oder in der Qualifikations-Liga fliegt.

Bei dieser Weltliga zahlt sich das Prinzip dezentraler Startorte voll aus: Statt national wie in der Bundesliga, werden die Flugdaten eines Wochenendes einfach weltweit in Konkurrenz zueinander gesetzt. Auf diese Weise ist Segelfliegen die einzige Sportart überhaupt mit einer funktionierenden Weltliga. Und nebenbei bleiben die Segelflieger durch die Weltliga der höchstklassig spielende Bayreuther Sportverein.

In diesem Jahr neu ist eine verkürzte Wertungszeit: Wurde bislang die Geschwindigkeit der besten 2,5 Stunden gewertet, verkürzt sich das Fenster nun auf 2 Stunden. Das dürfte schnelle Flüge in der Auswertung noch besser machen, aber auch bei schlechteren Wetterlagen das Erreichen der Mindestwertung von 40 km/h erleichtern. 

Schwierig ist dieses Jahr das Thema Saisonziel. Natürlich diskutiert das Team, wie der Wiederaufstieg zu schaffen sein könnte. Doch der Abstieg 2023 war auch Ausdruck eines Generationenwechsels. Die zehn Piloten der Meistermannschaft von 2015 bildeten viele Jahre davor und danach den Kern des Teams und haben ihre Fliegerei sehr diszipliniert den Bundesliga-Regeln unterworfen: Möglichst jedes Wochenende Streckenflüge und diese nicht nach den klassischen Regeln des Streckenfluges, sondern auf ein möglichst schnelles Wertungsfenster ausgelegt. Von diesen zehn sind heute aber nur noch Heiko Hertrich, sowie Sebastian, Georg und Johannes Baier aktiv. Gleichzeitig kommt inzwischen eine neue Generation Bayreuther Streckenflieger nach, die jedoch neben der Bundesliga auch noch andere Formate wie Einzelwettbewerbe und große Strecken ausprobieren möchte.

Daneben sind viele Mitglieder des Bundesliga-Teams auch als Fluglehrer ehrenamtlich im Einsatz und somit auch tageweise anders gebunden. Jungen Menschen ab 14 das Segelfliegen beizubringen ist schließlich seit jeher eine der tragenden Säulen des Vereinslebens der LSG. Das ermöglicht immerhin einen Einstieg, wie man ihn in kaum einer anderen Sportart schaffen kann: Direkt von den Bundesliga-Meistern lernen.

Deswegen hängt die Frage ob und wie schnell ein Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga zu schaffen ist, sehr stark an dem Faktor Konstanz: Das Erfolgsgeheimnis der zurück liegenden Erfolge war stark davon geprägt, dass die Bayreuther bei jedem Wetter versucht haben, mindestens drei Piloten in die Luft zu bekommen. Denn gerade die deutschlandweit schlechteren Wetterlagen brachten wertvolle Punkte, wenn die Konkurrenz eben nicht so willensstark war. Diese Konstanz wieder aufzubauen, wird kein leichter Weg, wie das letzte Jahr gezeigt hat. Eines kann man Bayreuth nicht wegnehmen: Die Lage an den Schnittpunkten der Gebirgslinien von Thüringer Wald, Bayerischem Wald und Erzgebirge mit dem Fichtelgebirge als „Hausberge“ sorgt dafür, dass gleich mehrere aufwindreiche Rennstrecken von hier aus erreichbar sind. Das macht Bayreuth zu einem der besten Ausgangspunkte für große Streckenflüge in ganz Europa.