Kurze Ziel-Rückkehrstrecke, dafür langes Warten

Leon Bohnenkamp aus Herford gewinnt vierten Wertungstag der Fichtelglide

Die Blauthermik-Wetterlage vom Donnerstag hielt die Pilotinnen und Piloten der Fichtelglide auch am Freitag in Atem. Thermik ohne Wolkenbildung macht das Auffinden der Aufwinde schwierig. Dazu hat die Aufwindbildung erst im Laufe des Nachmittags begonnen, weswegen das Feld lange auf der Startbahn warten musste. Die kurze Aufgabe zum Blessberg und zurück ging dann doch letztlich schnell – mit einem engen Ergebnis und Leon Bohnenkamp aus Herford als Tagessieger.

Weil die Sportleitung das Einsetzen der Thermik erst ab Mittag erwartet hatte, fand der Aufbau der Startaufstellung erst nach dem Briefing statt. Um 12 Uhr durfte aber zunächst der Vereinsdoppelsitzer starten, um für die Teilnehmer die Thermikverhältnisse auszutesten. Zu der Uhrzeit konnte er sich nur mühsam in der Luft halten. Nach einer Stunde bot sich der Tagessieger vom Vortag, Matthias Greiner (AC Bad Nauheim) als zweiter „Schnupperer“ an. Direkt nach dem Ausklinken fand er auch einen starken Aufwind, so dass er das fröhliche Piepen seines Messgeräts über Funk mit allen geteilt hat. Dies blieb aber für eine halbe Stunde der einzig brauchbare Aufwind für ihn, es reichte ansonsten nur zum oben bleiben. In der Startaufstellung wurden die Stimmen laut, den Tag abzubrechen, doch Sportleiter Frederik Köhne behielt einen kühlen Kopf. Letztlich ist es bei solchen Wetterlagen nur eine Frage der Zeit, bis die Thermik ausreichend stark wird. 14 Uhr hatte er sich als Entscheidungszeit gesetzt, um noch eine ausreichend lange Aufgabe fliegen lassen zu können. Und tatsächlich meldete Greiner um kurz vor zwei den Durchbruch, so dass die weiteren Piloten um Punkt zwei angeschleppt wurden. Bis alle in der Luft waren und die reguläre Frist von 30 Minuten für den letzten gestarteten Piloten abgelaufen war, war es 15:25 Uhr bis Köhne den Abflug auf die Strecke freigeben konnte. Von der virtuellen Abfluglinie über Bad Berneck bis zum Sender Blessberg im Thüringer Wald und wieder heim nach Bayreuth lautete die 128,36 km lange Aufgabe für die 24 Teilnehmenden.

Gerade wegen der schwierigen Suche nach Aufwinden blieb das Feld eng beisammen. Einzig Andreas Friedel (LSV Cloppenburg), Tagessieger des zweiten Wertungstags und Fynn Püls (LSC Bayer Leverkusen) preschten etwas voraus. Es wurde ihnen nicht gedankt, da sie auf dem Rückweg kurz vor Kulmbach länger nach dem letzten Aufwind suchen mussten und dabei vom Hauptfeld eingeholt wurden. Ähnlich erging es Jürgen Schuster vom AC Ansbach, der unbedingt abseits des Hauptfeldes eine eigene Linie finden wollte und damit auch lange Zeit gut unterwegs war, bis er ebenfalls kurz vor Kulmbach seinen Hilfsmotor starten musste, was wie eine Ackerlandung zählt.

Auch Viola Weigert vom FV Erlangen-Nürnberg lag sehr gut im Rennen. Mit 79,86 km/h hätte sie den Tagessieg erringen können, leider hat sie den Zielkreis 30 m zu tief durchflogen und dafür 30 Strafpunkte erhalten. 17 m höher, also einmal kurz am Steuerknüppel ziehen, wäre für den Tagessieg ausreichend gewesen.

Der erste zurück in Bayreuth mit erfüllter Aufgabe war jedoch der Gesamtführende Julius Lübstorf von der Akaflieg Frankfurt. Da die individuelle Zeit an der Abfluglinie zählt, war jedoch noch nicht klar, ob das auch die schnellste Zeitspanne war. Zudem wird in der Clubklasse, ähnlich wie in den Segelflug-Ligen, die Leistung des Flugzeugtyps mit einem festen Index verrechnet. Das bescherte bei dem gestrigen Wetter den schlechteren Flugzeugen leichte Vorteile, solange sie trotz ihrer schlechteren Gleitleistung mit dem Pulk mithalten konnten.

So ist der eigentlich schnellste Bastian Kaiser von der SFG Schwenningen, einziger Teilnehmer mit über 80 km/h, nur dritter der Tageswertung geworden. Er fliegt eine ASW 20, ein Typ, der zum Beispiel bereits Wölbklappen an der Hinterkante der Flügel aufweist, womit sich der Flügel an die jeweilige Flugsituation anpassen lässt. Für Julius Lübstorf langte es mit seiner LS3 (ebenfalls ein Flugzeug mit Wölbklappen) auch nur zum zweiten Platz, womit er den Silberrang an allen vier bisherigen Tagen erreicht hat. Auch für die Verteidigung der Gesamtführung reichte es.

Tagessieger wurde schließlich Leon Bohnenkamp vom Herforder VfL mit einem Flugzeug vom Typ Standard Cirrus, einem Flugzeug der 60er/70er Jahre ohne Wölbklappen und entsprechend schwächerem Index. Mit 73,96 km/h war er zwar über 6 km/h langsamer als Kaiser, aber die Flugzeugtypen haben eben auch eine deutlich unterschiedliche Leistung, so dass Bohnenkamps Flug tatsächlich sportlich gesehen der beste in einem engen Feld war.