Die Fichtelglide 2025 ist nach vier Wertungstagen vorbei – der bisherige Gesamtführende Julius Lübstorf konnte schließlich auch als Gewinner in die Siegerehrung gehen. Der Segelflug-Wettbewerb am Bindlacher Berg ist damit nach einer Woche zu Ende gegangen. Bei allen vier Wertungsflügen war er Zweitplatzierter, am Ende stand er erstmals ganz oben auf dem Treppchen. Dabei hat der Samstag allen Beteiligten einen Streich gespielt: Die Vorhersagen waren vor allem für den späteren Nachmittag ganz gut, doch bis der Start hätte beginnen müssen, hatten sich keine nennenswerten Aufwinde gebildet.
Der 29-jährige Lübstorf von der Akaflieg Frankfurt hatte damit die größte Konstanz unter allen Teilnehmenden bewiesen. Der jeweils erste Tagesplatz war von vier verschiedenen Piloten errungen worden, aber Lübstorf war immer eng dran am Tagessieger: Zuletzt war am Freitag das Feld so eng beisammen, dass die Verrechnung der Flugzeugtypleistung und die Überflughöhe des Zielkreises über den Tagessieg entschieden – Lübstorf lag einen Punkt hinter Tagessieger Leon Bohnenkamp aus Herford.
Eigentlich sollte der Samstag der Entscheidungstag werden: Sportleiter Frederik Köhne hatte eine variable Aufgabe Richtung Thüringer Wald und Unterfranken ausgeschrieben und wollte das Feld wie zuvor am Freitag in die Luft schicken, sobald sich ausreichend Thermik im Umfeld des Flugplatzes entwickelte hatte. Zwei Flugzeuge starteten schließlich als „Schnupperer“, um ihm Informationen über die tatsächliche Aufwindentwicklung zu liefern. Beide Flugzeuge mussten jedoch kämpfen, um überhaupt die Höhe halten zu können. Nur sehr vereinzelte Blasen stiegen auf, eindeutig nicht genug, um ein ganzes Feld von Flugzeugen tragen zu können. Das Hoffen auf den Zeitpunkt, an dem die Sonne genug Energie geliefert hat, um großflächig Thermik auszulösen, schwand immer mehr. Kurz bevor die errechnete Deadline 14:30 Uhr erreicht war und einer der beiden Schnupperer sich in den Anflug auf den Flugplatz begeben hat, fiel schließlich die Entscheidung: Selbst wenn später noch was gegangen wäre, wäre die Aufgabe zeitlich nicht mehr machbar gewesen. Mit dem Moment der Neutralisation des letzten Tages wurde auch die Gesamtwertung eingefroren: Julius Lübstorf stand als Sieger fest, ebenso wie die weiteren Platzierungen. Lutz Hiendlmeier vom LSV Straubing wurde Zweiter, Andreas Friedel vom LSV Cloppenburg, Tagessieger des zweiten Wertungstages, erhielt am Ende Bronze.
Mit vier von acht möglichen Wertungstagen hat die Fichtelglide damit die Erwartungen erfüllt. Auch organisatorisch hat das deutlich verjüngte Team ein gutes Bild abgeliefert. Wettbewerbsleiter Davide Schultz hat den organisatorischen Aufwand spürbar verringert und dennoch bewährte Elemente beibehalten. Sportleiter Frederik Köhne hat mit seinen konsequenten Entscheidungen bewiesen, dass er alle fliegen lassen will, wenn es das Wetter hergibt und mit den frühzeitigen Neutralisationen am bedeckten Pfingstsamstag und verregneten Pfingstsonntag gleich an den ersten beiden Tagen auch gezeigt, dass er bei hoffnungslosen Wetterlagen die Piloten nicht hinhält.
Erst am Pfingstmontag konnte die Fichtelglide damit aktiv beginnen: Mit einer 312 km langen Tagesaufgabe Richtung Oberpfalz (Wendepunkte Roding, Deuerling und Waldmünchen) konnten die 24 Pilotinnen und Piloten aus neun Bundesländern die nordbayerischen Mittelgebirge kennen lernen. Diese für die Clubklasse sehr ordentlich lange Strecke blieb schließlich auch die längste des Wettbewerbs. Mit 88,25 km/h war der Flug von Tagessieger Stephan Schnell (SFSV Haßloch) der schnellste. Lübstorf war mit 86,48 km/h erstmals auf dem Silberplatz des Tagespodests vertreten.
Nachdem der Dienstag wieder wegen unzureichender Sonneneinstrahlung neutralisiert wurde, führte der Mittwoch zum zweiten Wertungsflug: Auf der 203,85 km langen Strecke zum Blessberg im Thüringer Wald und über Wiesau in der Oberpfalz zurück, kam Andreas Friedel vom LSV Cloppenburg auf 93,60 km/h, rückblickend der schnellste Flug des gesamten Wettbewerbs. Lübstorf war jedoch nur 0,13 km/h bzw. 11 Sekunden langsamer und erhielt dafür einen Wertungspunkt weniger.
Donnerstag und Freitag waren schließlich davon geprägt, dass es zwar Aufwinde gab, diese jedoch keine Wolken mehr bildeten, so genannte Blauthermik, so genannt wegen des blauen Himmels. Diese Aufwinde sind für die Piloten deutlich schwieriger zu finden.
Donnerstag gab es für dieses Wetterphänomen eine variable Aufgabe, bei der ein Kreis mit 25 km Radius um Lauscha in Thüringen, ein 25-km-Kreis um Tirschenreuth in der Oberpfalz und ein 20-km-Kreis um Hollfeld zu treffen waren. Am besten gelöst hat diese Aufgabe schließlich Matthias Greiner vom AC Bad Nauheim mit 211,1 km und 83,31 km/h. Lübstorf kam auf 210,98 km und 82,40 km/h und erhielt dafür neun Punkte weniger.
Für den Freitag gab es nochmals eine klassische Rennaufgabe zum Blessberg und zurück mit 128,36 km. Ähnlich wie Samstag war es absehbar, dass die Thermikentwicklung erst spät los gehen würde. Sportleiter Köhne hatte sich 14 Uhr als Deadline für den Start des Feldes gelegt. Anders als am Samstag meldeten die Schnupperflugzeuge aber um wenige Augenblicke vor 14 Uhr den Durchbruch, so dass das Starterfeld in die Luft gehen konnte. Mit dem schnellsten Flug von Bastian Kaiser (SFG Schwenningen) mit 80,11 km/h zeigte sich auch, dass der Nachmittag sich durchaus brauchbar entwickelt hatte. Tagessieger in einem sehr eng beieinander liegenden Feld wurde jedoch Leon Bohnenkamp vom Herforder VfL, dessen schlechterer Flugzeugtyp in der Wertung ein paar Prozent gegengerechnet bekam. Lübstorf lag schließlich zwischen Kaiser und Bohnenkamp zum vierten Mal auf Tagesplatz zwei. Ohne, dass er den obersten Platz des Treppchens bis dahin betreten durfte, lag er jedoch schon ab dem Mittwoch auf Rang eins der Gesamtwertung und daran hatte sich bis zum Schluss nichts wesentliches mehr geändert.
Neun Teilnehmer der Fichtelglide dürfen wahrscheinlich auf die nächste Deutsche Meisterschaft fahren. Neben Lübstorf, Hiendlmeier, Friedel und Greiner wären dies Christian Gillessen vom SSV Cham, Ex-Bundestrainer Wolli Beyer (FLG Lippe), Thomas Pflug (SFG Bremen), Jan-Hinnerk Scheel (AC von Lübeck) und Frederic Weigert vom EV Erlangen-Nürnberg, nachdem die Neuntplatzierte Selina Mihalyi (LSC Interflug Berlin) außerhalb der Qualifikation angetreten war. Die endgültige Zahl an Qualifikanten ist aber noch abhängig von der definitiven Teilnehmerzahl der anderen drei Qualifikationswettbewerbe und der Kapazität des Ausrichters der nächsten DM. In Bayreuth will das neue Organisations-Team auf jeden Fall weiter machen und überlegt schon, welche Wettbewerbsform es als nächstes angehen möchte.