Hitze hält viele Piloten am Boden

Luftsportgemeinschaft holt nur einen Punkt in Bundes- und Weltliga

Eigentlich waren die Wettervorhersagen für die Bayreuther Bundesligapiloten vielversprechend. Gute Thermik sollte es am Samstag im fränkischen Raum geben, mit sehr hohen Wolken und tragenden Aufwindlinien entlang der Bergkämme des Thüringer und Bayerischen Waldes. Die angesagte Gewitterneigung gegen Abend bewies nur, dass die Luftmasse tatsächlich sehr aktiv sein sollte. Beste Voraussetzungen, um wieder einmal eine vordere Rundenplatzierung zu erreichen.

Bei solchen Wetterlagen hat die Bayreuther Mannschaft schon oft eindrucksvolle Rundensiege erflogen. Leider blieb der Erfolg dieses Mal aus, weil sich vor allem einige ältere Teammitglieder dazu entschieden haben, angesichts der großen Hitze lieber am Boden zu bleiben und damit der Flugsicherheit den Vorrang zu geben.

Schlussendlich fanden sich nur zwei Piloten für einen ernsthaften Bundesligaflug bereit. Heiko Hertrich versuchte es als Erster. Das Fichtelgebirge zeigte mit großen Quellwolken bereits gute thermische Aktivität an, aber der Bereich um den Flugplatz wollte einfach nicht die starke Inversion in 400 Meter über Grund durchbrechen. Mühsam musste Hertrich über eine Stunde in niedrigster Höhe und hohen Temperaturen im Cockpit kämpfen, bis er endlich Anschluss an einen guten Aufwind über der Königsheide schaffte.

Juniorpilot Frederik Köhne versuchte es dreimal Hertrich zu folgen, konnte aber die schwachen Aufwinde in Bodennähe nicht gut ausnutzen und musste jedes Mal ohne gültige Wertung wieder landen. Einzig Marian Habryka, der gleich nach dem Windenstart mit Hilfe seines Klapptriebwerkes bis ins Fichtelgebirge steigen konnte, gelang ein kleiner Flug, der mit 48,7 Stundenkilometern gerade noch in die Wertung eingehen konnte.

Hertrich schaffte es inzwischen mit guten Steigwerten von über 5 Metern pro Sekunde bis auf 2200 Meter über Grund zu gelangen. Dort fand er tatsächlich die vorhergesagten Aufwindlinien. Über den Steinwald und Weiden gelangte Hertrich im kreislosen und schnellen Flug fast ohne Höhenverlust bis nach Cham. Erste Gewitter im Bayerischen Wald zwangen zur Umkehr. Der Weg führte nun entlang weiterer sich bildender Gewitter entlang der deutsch-tschechischen Grenze bis nach Cheb.

Auch dieser Flugschenkel lief hervorragend. Teilweise konnte er Geschwindigkeiten von 220 km/h ohne Höhenverlust erreichen. Die geplante Strategie von Hertrich sah vor, die gleiche Strecke bis Cham wieder zurück zu fliegen und dann auf direktem Weg heim nach Bayreuth. Dies hätte eine vorausberechnete Durchschnittsgeschwindigkeit jenseits von 130 km/h ergeben. Kurz nach der Wende bei Cheb stellte sich aber ein großes Gewitter in den Weg.

Eine schnelle Entscheidung und eine neue Taktik musste her. Hertrich entschied sich für eine weite Umfliegung der gefährlichen Gewitterzelle. Bis zurück zum Ochsenkopf führte der Weg. Dort gab es wieder gute Aufwinde, die nochmals zum vierten und letzten Flugschenkel Richtung Südosten führten. Erst in der Nähe von Schwandorf endete die 2,5-stündige Bundesliga-Wertungszeit für Hertrich. Ohne weitere Mühen schaffte er den Flug nach Hause, obwohl es schon nach 18:00 Uhr war und die Thermik schwächer wurde.

Mit den erreichten 111,2 km/h kann sich Hertrich in die Spitzengruppe der schnellsten Piloten der Runde einreichen, obwohl er selbst recht enttäuscht war: „Wir hätten uns eine Stunde früher ins Fichtelgebirge schleppen lassen sollen, statt zu warten und mit der Seilwinde zu starten. Dann wären uns später die Gewitter noch nicht im Weg gestanden und der Umweg hätte nicht sein müssen. 130 wären sicher drin gewesen!“

Tatsächlich erreichte der Nachbarverein aus Erbendorf, die Segelfluggruppe Steinwald, mit Flügen zwischen 108 und 128 km/h (Summe 350,4 km/h) den Rundensieg. Den Schwandorfern, welche die gleichen Aufwindlinien abfliegen konnten, gelang der zweite Platz mit 339,1 km/h. Bayreuth muss sich dagegen mit Rundenplatz 24 und wieder nur einem Trostpunkt für die Summe von 159,88 km/h begnügen. Statt durch einen möglichen Rundensieg den Anschluss an die Tabellenspitze zu halten, muss sich die LSG nun nach unten orientieren. Mit 32 Punkten auf Tabellenplatz 20 ist man nur noch 6 Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt.

An der Tabellenspitze hat sich keine Veränderung ergeben. Nach wie vor führt der FSC Odenwald Walldürn (92 Punkte) vor Rinteln (86) und Königsdorf (75).

International kann Bayreuth ebenfalls nur einen Punkt für Rundenplatz 93 verbuchen und fällt auf Tabellenplatz 59 der World League zurück. Traditionsgemäß können die US-amerikanischen Mannschaften in den Rocky Mountains die sehr guten sommerlichen Aufwinde im Juni und Juli nutzen. Minden (Nevada), Moriarty (New Mexico), Caesar Creek (eigentlich Ohio, Flüge gestartet in Nevada und Utah) und Tucson (Arizona) fliegen den deutschen Vereinen mit bis zu 426 km/h Mannschaftleistung davon. Entsprechend arbeiten sie sich in der Tabelle immer weiter nach vorne, obwohl Rinteln hinter Minden (226) mit 158 Punkten auf Platz zwei liegt, knapp gefolgt von Moriarty (152).