Aufwärtstrend der Bayreuther Segelflieger hält an

Drei Flüge über 100 km/h im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechien

Mit drei schnellen Flügen entlang des Gebirgszuges vom Thüringer Wald hinunter zum Oberpfälzer Wald können die Piloten der Luftsportgemeinschaft (LSG) zufrieden sein: Mit Rundenplatz 6 kann sich die LSG erstmalig in der laufenden Saison einen Tabellenplatz unter den 10 besten Erstligavereinen in Deutschland sichern. International gelingt in der World-League sogar eine Verbesserung auf Tabellenplatz 6.

Ausschlaggebend war die Fokussierung der meisten Piloten auf ein gutes Ligaergebnis. So gelang Heiko Hertrich am Samstag ein unerwartet wertvoller Flug bei Starkwind und einer eigentlich schlechten Wettervorhersage. So traf Hertrich anfänglich auch nur schwache Aufwinde bei seinem ersten Versuch gegen den oft über 40 km/h starken Westwind an. Zudem behinderten tiefe Wolken den Aufstieg in bessere Höhen. Bei Zeil am Main musste er deshalb knapp über einem schönen Außenlandefeld umkehren. Nun aber mit dem Wind im Rücken, immer besserer Thermik und höher steigenden Wolken gelang ein recht schneller Flug wieder an Bayreuth vorbei, über das Fichtelgebirge bis nach Marienbad in Tschechien. Über Funkmeldungen vor schwacher Thermik im Bereich der Grenze gewarnt, entschloss sich Hertrich zu baldiger Umkehr.

Der Wind hatte inzwischen eine Aufwindstraße gebildet, die nun ein viel einfacheres und schnelleres Fliegen gegen den noch stärker gewordenen Westwind zuließ. Die Wolkenaufreihung endete aber schon wieder in Bayreuth, weshalb Hertrich sich für einen letzten Flugschenkel, wieder mit dem Wind nach Osten, entschied. Bei Marienbad war dann die Bundesliga-Wertungszeit beendet. Diese konnte für Hertrich dank der einzig guten Thermikautobahn im weiten Umkreis mit einem sehr guten Ergebnis von 105,9 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit abgeschlossen werden.

Dieses Ausrufezeichen motivierte dann fünf weitere Bayreuther Segelflieger für den zweiten Tag der Runde. Bei wesentlich besserer Thermikprognose galt es am Sonntag, mit zwei weiteren guten Flügen zu punkten. Langstreckenspezialist Alexander Müller startete wie immer sehr früh, um einen großen Flug um Prag herum zu probieren. Leider musste er dann spät am Abend bei nachlassender Thermik im Bayerischen Wald sein Hilfstriebwerk anlassen, um eine Außenlandung zu vermeiden. Die wertbare Ligaleistung reichte deshalb nicht aus, um unter die 3 besten LSG-Piloten zu kommen.

Besser erwischten es Johannes Baier, der aus Rudolstadt gestartet war, und Hans Berr mit Frederik Köhne im Vereinsdoppelsitzer. Beide erreichten bei ihren Flügen entlang der tschechischen Grenze annähernd 100 km/h. In ähnlichen Regionen unterwegs, aber mit wesentlich besseren Geschwindigkeiten konnten sich am Ende Georg Baier und Friedhelm Lotte mit 108,7 und 108,3 km/h in die Teamwertung eintragen: Lotte flog von Bayreuth zunächst ins tschechische Domažlice, anschließend zurück bis Helmbrechts und nochmal bis kurz hinter Waidhaus.

Georg Baier probierte es vom Flugweg her anders herum: Sein erster Flugschenkel führte ihn nach Suhl, ein kurzes Stück ging es zurück bis Sonneberg, von dort nochmal nach Suhl, um dann in einem langen Rückenwindabschnitt bis östlich von Schönsee nach Tschechien zu fliegen. Dies erwies sich schließlich als die beste Variante dieses Wochenendes.

Zusammen mit Hertrichs Ergebnis des Vortages erzielt die LSG Bayreuth eine Summe von 322,8 km/h, den 6. Rundenplatz und weitere 15 Punkte für die Bundesligatabelle.

Nennenswert ist auch der erste Überlandflug des Flugschülers Sascha Daut. Zur Erlangung des Segelflugscheins ist ein vom Fluglehrer fernüberwachter 50-km-Flug vorgeschrieben. Im Schulungseinsitzer gelang es Daut während eines dreistündigen Fluges von Bayreuth aus über Kronach und Pegnitz zurück nach Bayreuth mit 145 geflogenen Kilometern diese Forderung um fast das Dreifache zu überflügeln! Damit hat er auch die Bundesliga-Mindestwertung von gewerteten 40 km/h über 2,5 Stunden erreicht und kann sich damit als Mannschaftsmitglied eintragen.

Eine Überraschung stellt auch der Rundengewinner FLC Schwandorf dar. Lange Zeit hat man von den Oberpfälzern wenig gehört. Nun konnten sie die guten Aufwinde im Bayerischen Wald optimal nutzen, 344,5 km/h erzielen und den LSC Bad Homburg (340 km/h) und den LSV Burgdorf (337) auf die Plätze verweisen. Burgdorf mit nun 83 Punkten kann aber dem Dauerrivalen aus Rinteln (81 Punkte) die Tabellenführung der 1. Bundesliga knapp abnehmen.

Der LSV Gifhorn mit nun 65 Punkten ist als Dritter schon etwas abgeschlagen. Bayreuth kann sich auf Platz 10 verbessern und liegt mit 55 Punkten im stark umkämpften vorderen Mittelfeld noch in Podiumsreichweite.

Die World-League-Rundenwertung ist fast ein Spiegelbild der deutschen Erstligawertung, wenn nicht schon wieder Dauersieger Minden Soaring Club aus Nevada/USA mit 375,3 km/h die Runde für sich hätte entscheiden können. Bayreuth kann also international mit einem 7. Rundenplatz ein weiteres Spitzenergebnis einfahren und sich auf Tabellenplatz 6 mit 120 Punkten festigen. Hinter dem enteilten Tabellenführer Minden (226 Punkte), geht es knapp zu. Rinteln auf Platz 2 weist 157 Punkte aus, gefolgt von Burgdorf (151). Bayreuth hat mit 120 Punkten immer noch Anschluss nach vorne, da für einen Rundensieg in der World-League 40 Punkte vergeben werden. Interessant ist auch, dass mit der SFG Steinwald (119 Punkte) und dem AC Lichtenfels (114) zwei unmittelbare Bayreuther Nachbarn auf den Folgeplätzen stehen.