Bei gewittrigem Wetter schafft nur Frank Hegner eine gültige Wertung
Fast wäre die vierte Segelflug-Bundesligarunde komplett ins Wasser gefallen. Eine hochgradig labile und feuchte Luftmasse hatte sich über fast ganz Deutschland ausgebreitet und sorgte das ganze Wochenende für gefährliche Gewitter mit Starkregen, Hagel und Blitzschlägen. Ein für Segelflieger nutzbares Wetter zu finden, gestaltete sich schwierig. Am besten erwischten es die Mannschaften aus dem Osten, die nahe der polnischen Grenze sogar noch sehr gute Aufwinde ausfliegen konnten.
Keinen Aufwand scheuten zudem einige Piloten des amtierenden Deutsche Meisters aus Rinteln (Niedersachsen), die eine 400 Kilometer lange Autofahrt nicht scheuten und ihre Flugzeuge in das brandenburgische Reinsdorf verlegten. Von dort aus gelangen ihnen schnelle Flüge bis weit nach Polen hinein. Mit 375,5 km/h Mannschaftsleistung konnte Rinteln sogar die Runde gewinnen und damit den Aufwand rechtfertigen. Mit dem Sprung auf Tabellenplatz 3 deuten sie auch ihre Ambitionen auf eine erneute Titelverteidigung an.
In Bayreuth sahen die Bedingungen wesentlich schlechter aus. Schon am Samstagmorgen schossen in der schwülen Luft einzelne Wolkentürme nach oben. Auch die Vorhersagen deuteten Gewitter schon am frühen Nachmittag an. Die meisten Piloten scheuten es, ihre Flugzeuge bei diesen Bedingungen aufzubauen und in die Luft zu bringen. Zu groß das Risiko bei stationären Gewittern nicht mehr zum Flugplatz zu kommen, oder vom Regen irgendwo herunter gewaschen zu werden. Nur die beiden sehr erfahrenen Piloten Frank Hegner und Georg Baier holten kurz entschlossen den Leistungsdoppelsitzer der Luftsportgemeinschaft Bayreuth aus der Halle und nutzten ein kurzes gutes Wetterfenster für einen Start. Über 40 Minuten mussten beide ihr volles segelfliegerisches Talent aufbringen, um überhaupt einige schwache Aufwinde zu finden und in der Luft zu bleiben. Erst dann konnten sie auf Kurs Nordwest den Nahbereich des Bayreuther Flugplatzes verlassen. Die Herausforderung bestand darin, die Mindestwertungsstrecke von 100 Kilometer zu absolvieren, bevor die Gewitter beginnen würden.
Hegner und Baier flogen vorsichtig über Thurnau und Weismain bis nördlich Lichtenfels. Immer wieder mussten sie vorsichtig nach Aufwinden ohne Regen Ausschau halten. Von Lichtenfels ging es weiter Richtung Bamberg und schließlich zurück nach Bayreuth, wo inzwischen schon das erste starke Gewitter niedergegangen war. Da schon wieder eine weitere Regenlinie von Südwesten aufzog, beschloss die Besatzung eine schnelle und sichere Landung in Bayreuth, obwohl noch viel Wertungszeit übrig war.
Die Entscheidung stellte sich dann als goldrichtig heraus, weil das folgende Gewitter die Bayreuther Gegend unter Hochwasser setzte und der damit einhergehende Hagel sowie die Blitzeinschläge einen weiteren Segelflug unmöglich gemacht hätten. Immerhin schafften Hegner und Baier 120 Kilometer Flugstrecke, die auf die Mindestwertungszeit von 2,5 Stunden hochgerechnet und mit dem Flugzeugtypindex bereinigt eine Bundesligaleistung von 44,5 km/h ergibt.
In der bundesweiten Rundenwertung bedeutet dieser eine Flug immerhin Platz 13 und damit 8 weitere Punkte für das Bayreuther Tabellenkonto. Es konnten sich von den 30 Mannschaften der Bundesliga aber auch nur 13 beteiligen und nur 5 Vereinen gelang dies in voller Mannschaftsstärke von 3 Piloten.
Die Tabelle führt nun der FSC Odenwald aus Walldürn mit 57 Punkten an, die sich damit einen Punkt vor Donauwörth setzen konnten. Meister Rinteln folgt mit 54 Punkten auf Platz 3, Bayreuth verbessert sich um 2 Plätze und liegt mit 19 Punkten auf Platz 19. International war natürlich mit dem einen Bayreuther Flug nichts zu holen. Rundenplatz 195 beschert wieder nur einen Trostpunkt. Die LSG wird momentan mit nur 4 Punkten auf Platz 104 der World-League-Tabelle geführt. Rundensieger weltweit wurde zum zweiten Mal in Folge der Minden Soaring Club aus Nevada (USA) mit 434,75 km/h, der damit auch weiterhin die Tabelle anführt.