Rundensieg für Bayreuther Segelflieger

Unerwarteter Bundesliga-Erfolg und sogar weltweit auf dem zweiten Platz

Segelfliegen. Nach drei eher mageren Wochenenden haben sich die Bayreuther Segelflieger mit einem Paukenschlag zurück gemeldet: Johannes Baier, Sascha Daut und Sebastian Baier kamen zusammen auf 331,13 km/h. Das bedeutet einen Rundensieg für Bayreuth in der Bundesliga und Rundenplatz zwei in der Weltliga.

Zwar war erkennbar Samstag der bessere Tag, doch diejenigen Teammitglieder die tiefer in die Vorbereitungen zur DM eingebunden sind, waren mit Vorarbeiten für die DM beschäftigt. Immerhin ist am Flugplatz nach fünf Jahren ohne Wettbewerb noch einiges aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken.

Immerhin fünf Streckenflieger fanden sich dennoch am Start ein und gegen 14 Uhr machten sich die ersten auf den Weg, der schon beim Start am vielversprechendsten aussah: Nach Nordwesten Richtung Frankenwald und Thüringer Wald.

Wenn die Bayreuther Segelflieger von der „Thüringer Bratwurst“ reden, meinen sie damit nicht die kulinarische Spezialität, sondern die Wolkenbildung, die bei starker Thermik über dem Thüringer Wald entsteht und die es sehr häufig möglich macht, auf einer langen Strecke im Geradeausflug zu steigen – oder einfach schneller zu fliegen. Genau diese Bratwurst hatten Johannes Baier, sein Neffe Sebastian und Sascha Daut erwartet, als sie sich den Frankenwald entlang in Richtung Nachbarfreistaat vortasteten.

Doch, was sie dort vorfanden, ging noch ein Stück über die normale, überwiegend von der Sonneneinstrahlung erzeugte Bratwurst hinaus: Von Norden und Süden kommend trafen am Thüringer Wald zwei Luftmassen zusammen, was dazu führte, dass die Luft großflächig nach oben stieg. Eine so genannte Konvergenzlinie bildete sich entlang des Mittelgebirgszuges heraus. Diese reichte im Laufe des Tages sogar bis zum Steinwald, so dass schnelle Flüge im Prinzip von Eisenach bis Erbendorf möglich waren.

Solche Wetterlagen sind am Thüringer Wald und Frankenwald nicht ganz selten, aber eben auch nicht alltäglich. Vor allem war es aber die beste Konstellation, die in Deutschland am vergangenen Wochenende anzutreffen war. Die Piloten berichteten von Steigwerten von fünf Metern pro Sekunden und konnten teilweise mit 200 km/h ohne Höhenverlust geradeaus fliegen.

Das Bayreuther Team konzentrierte sich letztlich auf den Teil zwischen Fichtelgebirge und Bad Liebenstein und ist gleich vier Mal auf dieser Konvergenzlinie geritten, zwei Mal je Richtung.

Johannes Baier als bester Kenner der Verhältnisse am Thüringer Wald (er startet auch häufig in Bayreuths Partnerstadt Rudolstadt) hatte seinen Flieger voll mit zusätzlichem Wasserballast getankt. Bei Wetterlagen mit guten Steigwerten gleitet der Flieger durch das zusätzliche Gewicht noch besser. Mit 112,99 km/h war er schließlich zwischen Suhl und Mehlmeisel im Fichtelgebirge der schnellste Bayreuther.

Sein Neffe Sebastian hatte Jungpilot Sascha Daut unter seine Fittiche genommen. Im Teamflug folgten die beiden Johannes Baier, flogen aber weiter bis Bad Liebenstein. Nördlich von Hildburghausen entschieden sie sich bereits dafür, wieder nach Nordwesten umzudrehen, woraufhin sie allerdings doch zunächst einmal im Kreisflug wieder Höhe tanken mussten. Noch einmal ging es in die Gegend von Grimmenthal und letztlich mit Wertungen von 109 km/h heim.

Mit etwas zeitlicher Verzögerung folgten noch Georg Baier und Sebastian Leber, konnten jedoch keine schnelleren Wertungen mehr erzielen.

Für Sascha Daut ist das die erste Wertung in der Bundesliga. Erst letztes Jahr hat er im Rahmen der Flugausbildung des Vereins seinen Segelflugschein gemacht.

Schnell war klar, dass die drei Flüge mit zusammen 331,13 km/h auch im Vergleich mit der Liga-Konkurrenz die vergangenen drei Wochenenden vergessen machen konnten. Spannend blieb jedoch für welchen Platz es reichen würde. Wie lagen die anderen Vereine im Umfeld des Thüringer Waldes?

Die SFG Steinwald, in Erbendorf am Ende der Konvergenzlinie beheimatet, blieb Samstag zunächst unter 300 km/h. Das waren über 10% weniger. Der AC Lichtenfels brachte es auch nur auf einen einzigen Flug über 100 km/h, die Bamberger, Weidener und Walldürner ebenso.

Auch aus den anderen Regionen kam niemand an die 331 km/h heran. Zwar konnte die SFG Steinwald sich am Sonntag noch auf 312 km/h verbessern, doch auch damit blieb Bayreuth vorne dran. Der erste Rundensieg für die LSG seit 2020!

In der Tabelle bedeuten die 20 Punkte natürlich einen Befreiungsschlag nach den niedrigen einstelligen Rundenpunkten bisher. Von Rang 24 geht es damit für die LSG hinauf auf Tabellenplatz 16. Tabellenführer Straubing konnte durch einen dritten Rundenplatz seinen Vorsprung auf jetzt schon 17 Punkte ausbauen.

Auch weltweit waren die 331 km/h konkurrenztauglich. Zwar konnte Titelverteidiger Minden Soaring Club aus Nevada (USA) mit Flügen vom Sonntag die Bayreuther mit 405 km/h deutlich schlagen, allerdings als einziger Verein weltweit. Für den zweiten Rundenplatz kann sich die LSG damit 39 Punkte in der Tabelle der World League gutschreiben und klettert von Tabellenplatz 83 auf Rang 26 mit nun 43 Punkten. Minden bleibt mit nun 50 Punkten Vorsprung auf Straubing Tabellenführer.

Die Juniorenliga U25 ist in Bayreuth vorwiegend die Domäne von Frederik Köhne. Er konnte allerdings nur am Sonntag an den Start gehen und kam mit einer Oberfranken-Runde im neuen Vereinsflugzeug LS1f auf 70,93 km/h. Das reichte in der U25-Liga für Rundenplatz 22, was hier immerhin 29 Punkten entspricht. Das reichte, um in den Top Ten zu bleiben.

Sascha Daut konnte zudem in der Newcomer-Wertung „Rookie“ zwei Tagessiege in Deutschland einfahren, nachdem er am Sonntag im Team mit Köhne nochmal gestartet war. Sein Bundesliga-Premierenflug vom Samstag war sogar in der weltweiten Rookie-Wertung auf Tagesrang zwei.

Mit diesen Ergebnissen können die Bayreuther wieder deutlich Mut für den Rest der Saison schöpfen. Vor allem aber hat die Liga-Wertung dieses Wochenendes auch den auswärtigen Teilnehmern der DM gezeigt, was das Wetter in der Region hergibt, denn auf genau solche Wetterverhältnisse hoffen diejenigen, die für die Organisation der DM lieber am Boden geblieben sind, für die Pfingstferien.