LSG Bayreuth verliert Tabellenplätze in Bundesliga und Weltliga
Segelfliegen. Eine außerordentlich gute Wetterlage für Mitte August bescherte dem Bayreuther Bundesligateam weite und schnelle Flüge. Leider konnten nur zwei Piloten erfolgreich gewertet werden, wodurch wieder nur ein Trostpunkt übrig blieb. So muss Bayreuth in der vorletzten Ligarunde auch in der Tabelle zwei Plätze hergeben.
Sebastian Leber und Friedhelm Lotte starteten am Samstag um die Mittagszeit kurz hintereinander und wollten zuerst gegen den Ostwind anfliegen. Diese Taktik wird seit Jahren erfolgreich für Ligaflüge angewendet. Die Piloten können dann in der besten Thermikzeit zwischen 14 und 17 Uhr den größten Teil der Wertungsstrecke mit Rückenwind fliegen, ohne zu weit weg vom Heimatflugplatz wenden zu müssen, um dann wieder mühsam bei sterbender Abendthermik und gegen den Wind Richtung Bayreuth zu gelangen. Leider ging es diesmal nicht ganz auf. Schon am Großen Waldstein nördlich von Weißenstadt mussten beide Piloten mangels guter Aufwinde wenden und den Mitwindflug Richtung Westen beginnen. An Bamberg vorbei ging es Richtung Würzburg. Gute Thermik unter schönen Cumuluswolken trug die motorlosen Segelflugzeuge mit bis zu 4 Meter pro Sekunde in Höhen bis 2000 Meter über Grund. Zusammen mit dem Rückenwind waren Vorfluggeschwindigkeiten zwischen den Aufwinden von bis zu 200 Stundenkilometer möglich. Lotte schlug eine mehr nördlichere Route ein, die ihn aber kurz darauf je stoppen ließ. Der Luftraum um Frankfurt ist großräumig für Segelflugzeuge gesperrt. Da Lotte aber eine sehr gut tragende Linie entdeckt hatte, war auch der Rückflug bis in den Steigerwald schnell bewältigt. Inzwischen war Leber weiter südlich gut voran gekommen und konnte außerhalb der Frankfurter Sperrgebiete über den Odenwald weiter fliegen. Normalerweise ist an der Rheinebene Schluss mit den guten Aufwinden. Nicht so an diesem Tag! Leber gelang es über Mannheim hinweg zu fliegen und sogar den Rhein zu überqueren. Erst kurz vor Bad Dürkheim an der Kante zum Pfälzer Wald setzte er seine Wende in 2300 Meter Höhe und 250 Kilometer weit weg von Bayreuth. Lotte war durch diese Erfolgsmeldung erneut zur Umkehr motiviert und konnte durch eine mehr südwestlich orientierte Kurswahl immerhin Heilbronn erreichen, bevor auch er wendete. Bis Bamberg verlief der Rückflug für beide Bayreuther recht gut. Allerdings konnte Lotte die Flughöhe nicht ganz halten. Da inzwischen Oberfranken von einem Wolkenband komplett in Schatten gelegt wurde, bestand kaum noch Aussicht auf thermische Aktivitäten über der fränkischen Schweiz. Die Anflughöhe für einen weit getreckten Gleitflug nach Bayreuth musste also bei Bamberg geholt werden. Leber konnte dies durch eine gute Streckenwahl knapp nördlich des Maintales erreichen und so sicher den Flugplatz auf dem Bindlacher Berg erreichen. Lotte hatte im Süden von Bamberg kein Glück. Er kämpfte lange in niedriger Höhe um die letzten Aufwindmeter, ohne in die erforderliche Höhe für den Flug nach Bayreuth zu gelangen. Schlussendlich errechnete er sich auf seinem Bordcomputer einen Anflug auf den Kulmbacher Flugplatz, den er nach einem vorsichtigen und langen Gleitflug über 60 Kilometer auch sicher erreichte.
Die erzielten Bundesligageschwindigkeiten von 125,9 km/h für Lotte und 123,9 km/h für Leber können beide als Topleistungen verbuchen. Leider blieb es an diesem Tag bei diesen beiden schnellen Flügen. Ein Aufruf im gesamten Verein, doch am Sonntag zumindest einen dritten schnellen Flug für eine volle Mannschaftswertung zu versuchen, hatte leider wenig Resonanz. Zu viele Mitglieder befinden sich auf Urlaubsreisen oder hatten andere Verpflichtungen. Einzig Frederik Köhne entschied sich kurzfristig für einen Start. Recht erfolgreich bewältige er sogar die größte Strecke eines Bayreuthers an diesem Wochenende. Bis zum Ende des Thüringer Waldes bei Eisenach führte sein erster Flugschenkel, bevor er auf Südkurs nach Ansbach ging und sogar noch fast Regensburg erreichte, bevor er nach Bayreuth zurückkehrte. 640 Kilometer Flugstrecke in 7 Stunden Flugzeit sollten auch eine gute Bundesligaleistung ergeben. Groß war aber die Enttäuschung nach der Landung, als Köhne feststellte, dass er das für die Ligaflüge notwendige Aufzeichnungsgerät, den sogenannten Logger, vor dem Start vergessen hatte einzubauen. Die Flugaufzeichnung auf seinem Handy konnte zwar für die Streckenwertung verwendet werden, aber wegen der einfachen Möglichkeit der Datenmanipulation nicht für die sportlich höher angesiedelte Bundesligawertung. Immerhin konnte Wolfgang Heintz bei einem nachmittäglichen Spazierflug zwischen Pegnitz und Kronach noch 50,4 km/h in die Teamwertung einbringen und so sich erstmalig als Bundesligapilot qualifizieren.
Für Bayreuth stehen in Runde 18 also 302,2 km/h in der Wertung, was aber nur für Platz 23 und einen Punkt reichte. Die Rundensieger aus Donauwörth legten 405,2 km/h vor. In der Tabelle führt weiterhin der LSV Rinteln mit 262 Punkten und kann theoretisch nur noch vom LSV Burgdorf (250 Punkte) eingeholt werden. Bayreuth fällt mit nunmehr 126 Punkten auf Platz 15 zurück, wäre aber mit der Leistung von Köhne (ca. 90 km/h) sofort um 5 Punkte besser gewertet worden und hätte Tabellenplatz 12 halten können. Da die Punktabstände im Mittelfeld sehr knapp ausfallen, liegt es nun an der letzten Runde, ob das Vorjahresergebnis (Platz 15) verbessert werden kann.
Leider konnte auch Heiko Hertrich von seinem Urlaubsort in den südfranzösischen Alpen wenig zur Weltliga beisteuern. Pünktlich zum Ligawochenende schlug das Wetter um. Immerhin reichte ein kleiner Rundflug für 70,3 km/h, was die Teamleistung in der internationalen Wertung auf 320,2 km/h verbessert. Allerdings springt damit für Rundenplatz 40 auch nur ein Punkt heraus, womit in dieser Tabelle für die LSG ein Platz auf den 12. Rang eingebüßt werden muss.